Phishing mit KI
Author
Maren Keller, Mo, 1. Sep. 2025
in Cybersecurity

Phishing mit KI

Neue Gefahren durch Künstliche Intelligenz für Unternehmen

Phishing mit KI ist eine wachsende Gefahr für Unternehmen, denn klassische Schutzsysteme erkennen moderne Angriffe oft nicht mehr zuverlässig.

Immer häufiger nutzen Cyberkriminelle Künstliche Intelligenz, um täuschend echte Phishing-Mails zu erzeugen und Sicherheitsmechanismen zu umgehen. Welche Risiken das mit sich bringt und wie Unternehmen darauf reagieren sollten, lesen Sie bei uns.

Phishing mit KI – die neue Bedrohung

Phishing zählt seit Jahren zu den effektivsten Methoden, mit denen Cyberkriminelle Unternehmen angreifen. Betroffen sind – entgegen landläufiger Meinungen – nicht nur große Firmen, sondern auch kleine Betriebe und Soloselbstständige.

Mit der Verbreitung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) hat die Bedrohung durch Phishing ein neues Level erreicht. Angriffe sind nicht nur häufiger, sondern auch deutlich überzeugender geworden – und damit gefährlicher.

KI-gestützte Phishing-Mails imitieren Sprache, Tonalität und Stil echter Kommunikation. Statt auf plumpe Tricks zu setzen, zielen die Angriffe heute auf emotionale Schwächen, konkrete Kontexte oder sogar individuelle Rollenprofile ab. Die Folge: Selbst geschulte Mitarbeiter erkennen betrügerische Nachrichten nicht immer auf den ersten Blick. Unternehmen stehen dadurch einer wachsenden Herausforderung gegenüber, die klassische Abwehrmechanismen zunehmend überfordert.

Phishing | KI | Illustration. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Betrügerische E-Mails sind selbst für geschulte Mitarbeiter nur schwer zu erkennen. Das nutzen Cyberkriminelle aus. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Warum klassische Schutzmechanismen versagen

Die meisten traditionellen Sicherheitssysteme basieren auf festen Regeln, Signaturen oder bekannten Angriffsmustern. Doch genau diese Prinzipien verlieren im Zeitalter von KI an Wirkung. Denn Angreifer passen ihre Methoden ständig an – und generative KI ermöglicht es ihnen, Inhalte zu erzeugen, die keine bekannten Merkmale mehr aufweisen.

Beispielsweise enthalten viele moderne Phishing-E-Mails keine auffälligen Links oder Anhänge mehr. Stattdessen imitieren sie die gewohnte Kommunikation innerhalb eines Unternehmens und umgehen so Spamfilter und Erkennungsroutinen. Auch Multi-Faktor-Authentifizierung schützt nicht zuverlässig, wenn Angriffe in Echtzeit geschehen und Authentifizierungstokens abgegriffen werden.

Für kleine und mittelständische Unternehmen entsteht daraus ein echtes Risiko: Die vorhandenen Schutzsysteme reichen nicht mehr aus – weder technisch noch organisatorisch. Gefordert sind neue Ansätze, die dynamisch und kontextsensitiv agieren.

Wie Angreifer KI für Phishing einsetzen

Cyberkriminelle nutzen moderne KI-Modelle, um Phishing-E-Mails automatisch zu erstellen – in großer Menge und mit hohem Qualitätsniveau. Dabei analysieren sie öffentlich verfügbare Informationen, etwa aus sozialen Netzwerken oder Firmenwebseiten, um ihre Angriffe gezielt auf bestimmte Personen oder Organisationen auszurichten.

Mithilfe von Natural Language Processing (NLP) erzeugen LLM-basierte Systeme realistisch wirkende Texte, die in Stil und Inhalt kaum von legitimen E-Mails zu unterscheiden sind. Besonders gefährlich sind dabei personalisierte Nachrichten: Eine E-Mail, die scheinbar vom Vorgesetzten stammt und zur schnellen Reaktion auffordert, senkt die Hemmschwelle deutlich.

Zusätzlich werden legitime Plattformen wie WeTransfer, QuickBooks oder Microsoft Teams als Deckmantel genutzt. So gelingt es den Angreifern, ihre Nachrichten in vertrauenswürdigen Umgebungen zu tarnen und das Risiko einer Entdeckung zu minimieren. Die Folge: Herkömmliche E-Mail-Filter greifen nicht mehr – und die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Angriffe steigt.

Beispiel: Phishing-as-a-Service und Echtzeit-Angriffe

Ein besonders eindrückliches Beispiel für die Professionalisierung moderner Phishing-Methoden ist die Plattform „FlowerStorm“. Sie zeigt, wie Cyberkriminelle Phishing-as-a-Service betreiben – also fertige Werkzeuge und Infrastrukturen anbieten, mit denen auch technisch weniger versierte Angreifer erfolgreich agieren können.

„FlowerStorm“ imitiert täuschend echt gestaltete Anmeldeseiten von Microsoft 365 und fängt dort nicht nur Zugangsdaten, sondern auch Multi-Faktor-Authentifizierungstokens ab. Dabei erfolgt der Angriff oft in Echtzeit: Sobald das Opfer seine Daten eingibt, greifen die Angreifer unmittelbar darauf zu und können sich sofort Zugang verschaffen – bevor die Authentifizierung verfällt.

Besonders kritisch ist dabei, dass viele dieser Angriffe ohne auffällige Merkmale auskommen. Keine verdächtigen Links, keine ungewöhnlichen Anhänge – stattdessen setzen die Täter auf saubere Designs, bekannte Marken und menschliches Verhalten. Das macht sie schwer zu erkennen und noch schwerer abzuwehren.

Phishing mit KI | Mitarbeiter im Büro am Computer. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Die mit KI erstellten Phishing-Mails enthalten nicht mehr die bekannten Warnzeichen und sind daher kaum erkennbar. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Phishing mit KI nur der erste Schritt

Ein erfolgreicher Phishing-Angriff ist selten das Endziel. In den meisten Fällen dient er als Einstiegspunkt für weitergehende Cyberangriffe. Nach dem Zugriff auf E-Mail-Konten oder Zugangsdaten folgt oft das sogenannte „Lateral Movement“ – also die unauffällige Ausbreitung im Unternehmensnetzwerk.

Angreifer analysieren interne Systeme, spähen sensible Daten aus oder installieren Schadsoftware, um dauerhaften Zugriff zu erlangen. Dabei agieren sie zunehmend leise und unauffällig: Sie nutzen legitime Tools, imitieren interne Prozesse und tarnen sich als berechtigte Nutzer. Dieses Vorgehen wird auch als „living off the land“ bezeichnet – ein gefährliches Konzept, bei dem keine externen Programme benötigt werden.

Besonders für kleinere Unternehmen mit überschaubaren IT-Ressourcen stellt diese Entwicklung eine ernste Bedrohung dar. Wer den Phishing-Angriff als isoliertes Ereignis betrachtet, übersieht die langfristigen Risiken. Nur durch eine umfassende Sicherheitsstrategie lassen sich Folgeangriffe frühzeitig erkennen und unterbinden.

Schutzmaßnahmen gegen Phishing mit KI

Der Schutz vor KI-gestütztem Phishing erfordert mehr als klassische E-Mail-Filter oder Virenscanner. Unternehmen müssen auf mehrschichtige, adaptive Sicherheitslösungen setzen, die das gesamte digitale Umfeld analysieren – von E-Mails über Netzwerkverkehr bis hin zum Nutzerverhalten.

KI-gestützte Abwehrsysteme arbeiten kontextbasiert und erkennen auch subtile Anomalien, etwa zeitlich untypische Zugriffe, ungewöhnliche Kommunikationsmuster oder abweichende Geräteverbindungen. Statt nur auf bekannte Bedrohungen zu reagieren, analysieren sie Muster, die auf verdächtige Aktivitäten hinweisen – und schlagen im Idealfall automatisch Alarm.

Wichtig ist dabei eine enge Integration der Systeme: E-Mail-Schutz, Endpoint Detection and Response (EDR), Cloud-Sicherheit und Identitätsmanagement müssen miteinander vernetzt sein. Nur so entsteht ein konsistentes Bild potenzieller Angriffe – und die Basis für eine wirkungsvolle Verteidigung.

Phishing mit KI | Phishing-E-Mail. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Mehrschichtige Sicherheitslösungen helfen, die gefährlichen Phishing-E-Mails zu identifizieren. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Faktor Mensch: Schulung und Sensibilisierung

Technik allein reicht nicht aus – denn jeder Klick auf einen Link beginnt mit einer Entscheidung. Deshalb bleibt der Mensch die wichtigste Verteidigungslinie gegen Phishing. Mitarbeiter müssen in der Lage sein, betrügerische Nachrichten zu erkennen, kritisch zu hinterfragen und im Ernstfall richtig zu reagieren.

Moderne Awareness-Schulungen sollten über einfache Regelwerke hinausgehen. Gefragt sind praxisnahe Trainings mit realitätsnahen Szenarien, die typische Angriffsverläufe simulieren. Besonders wirkungsvoll sind regelmäßige Phishing-Tests, bei denen geprüft wird, wie gut das Gelernte im Arbeitsalltag angewendet wird.

Zugleich braucht es eine Unternehmenskultur, in der Unsicherheiten offen angesprochen werden können. Nur wenn Mitarbeiter sich trauen, verdächtige Inhalte zu melden, kann das IT-Team schnell reagieren. Eine aufmerksame Belegschaft ist dabei genauso entscheidend wie jede technische Lösung.

Schutz durch KI-gestützte Sicherheitssysteme

Die wirksamste Abwehr gegen KI-basiertes Phishing besteht in einem KI-gestützten Sicherheitskonzept. Moderne Systeme analysieren kontinuierlich die gesamte digitale Infrastruktur – E-Mail-Verkehr, Netzwerkdaten, Cloud-Dienste, Gerätezugriffe und Nutzerverhalten – und verknüpfen scheinbar harmlose Hinweise zu konkreten Bedrohungsmustern.

Ein großer Vorteil: Diese Systeme lernen ständig dazu. Sie erkennen neue Angriffsmethoden, ohne auf starre Regeln angewiesen zu sein, und reagieren in Echtzeit. So lassen sich auch komplexe Angriffsketten nachvollziehen, die sich über mehrere Etappen und Einstiegspunkte erstrecken.

Zudem entlastet KI die IT-Verantwortlichen im Unternehmen: Sie filtert irrelevante Warnmeldungen, priorisiert Vorfälle nach Risikopotenzial und kann – sofern richtig konfiguriert – erste Gegenmaßnahmen selbstständig einleiten. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern verbessert auch die Reaktionsgeschwindigkeit bei echten Bedrohungen.

Phishing | KI | Cyberkriminelle.Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Präventiv handeln, um die Kriminellen gar nicht erst zum Zuge kommen zu lassen, lautet das Gebot der Stunde. Bild: ChatGPT (mit KI erstellt)

Prävention statt Reaktion: Jetzt handeln!

Reaktive Sicherheitsstrategien greifen oft zu spät. Wenn ein Phishing-Angriff erst erkannt wird, nachdem Daten abgeflossen oder Systeme kompromittiert wurden, ist der Schaden meist bereits entstanden. Deshalb braucht es einen Paradigmenwechsel: von der reinen Reaktion hin zu aktiver Prävention.

KI-gestützte Sicherheitssysteme ermöglichen genau das. Sie erkennen verdächtige Vorgänge frühzeitig, setzen Warnsignale in Zusammenhang und schlagen automatisiert Gegenmaßnahmen vor – oft, bevor es zum eigentlichen Vorfall kommt. Das reduziert Ausfallzeiten, schützt sensible Informationen und hilft dabei, rechtliche Risiken zu minimieren.

Für Unternehmen bedeutet das: Wer heute in präventive Sicherheitslösungen investiert, schützt nicht nur seine Daten, sondern auch seinen Ruf und seine Handlungsfähigkeit. Denn Cyberangriffe verursachen nicht nur technische Störungen – sie kosten Vertrauen, Zeit und Geld.

IT-Sicherheit von PC-SPEZIALIST

Phishing-Angriffe entwickeln sich rasant weiter – besonders durch den Einsatz von KI. Bereits im Februar 2025 haben wir über KI-Phishing berichtet – zu dem Zeitpunkt ging es „nur“ um Attacken auf Gmail-Konten. Doch mittlerweile mit Phishing mit KI Fahrt auf. Um dieser Dynamik etwas entgegenzusetzen, brauchen kleine und mittelständische Unternehmen moderne Schutzkonzepte, die auf technologische Intelligenz und menschliche Wachsamkeit setzen.

PC-SPEZIALIST unterstützt Sie dabei: Unsere IT-Experten in Ihrer Nähe beraten Sie zu geeigneten Sicherheitslösungen, integrieren KI-gestützte Schutzsysteme in Ihre IT-Infrastruktur und helfen bei der Schulung Ihrer Mitarbeitenden. Ob E-Mail-Schutz, Netzwerküberwachung oder Identitätsmanagement – gemeinsam stärken wir Ihre IT-Sicherheit umfassend und individuell. Neben Sie noch heute Kontakt zu uns auf.

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Quellen: it-daily, darktrace, cyber24security, isits, Unsplash/Le Vu (Headerbild)

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