Cyberrisiko Ladesäule
Author
Maren Keller, Mo, 7. Okt. 2024
in Cybersecurity

Cyberrisiko Ladesäule

Wie sicher ist E-Mobilität? Schutz vor Hackerangriffen auf Ladestationen

Um der Umwelt Gutes zu tun, schaffen sich viele Firmen Elektroautos als Geschäftswagen an. Das Cyberrisiko Ladesäule fährt allerdings mit.

E-Ladesäulen sind nämlich nicht nur eine wichtige Infrastruktur für die Mobilitätswende, sondern auch ein mögliches Ziel für Hackerangriffe. Wie groß die Gefahren sind und welche Schutzmaßnahmen Unternehmen und Betreiber ergreifen sollten, erfahren sie bei uns.

E-Autos als Firmenwagen

Nachdem die Bundesregierung mit Jahresbeginn die staatliche Förderung für E-Autos beendet hat, ist die Anzahl der neu zugelassenen Elektroautos rapide gesunken. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar bis August 2023: 355.600 reine Stromer) wurden in 2024 etwa 241.900 E-Autos und damit mehr als 32 Prozent weniger neu zugelassen.

Das Cyberrisiko Ladesäule spielt dabei aber vermutlich keine Rolle. Neben der fehlenden Förderung ist wohl eher die noch schwache Infrastruktur der Grund, denn zwischen 2017 und 2023 seien in der EU dreimal mehr E-Autos zugelassen als Ladestationen installiert worden.

Dabei leisten sich vor allem Unternehmen E-Autos. Im August 2023 war immerhin jeder siebte Firmenwagen ein reiner Stromer. Sie helfen deutlich dabei, den Co2-Fußabdruck zu verkleinern und die Klimaneutralität zu erreichen – ein Ziel, das jeder verfolgen sollte.

Gefahr durch Hackerangriffe an der Ladesäule: auf der Straße aufgemalte Markierung für Ladeparkplatz. Bild: Pexels/David Underland (https://www.pexels.com/de-de/foto/strasse-verkehr-schild-muster-27505892/)

Mit zunehmender Zahl an Ladesäulen und E-Mobilität steigt das Risiko, Opfer eines Hackerangriffs an der Ladesäule zu werden. Bild: Pexels/David Underland

Cyberrisiko Ladesäule

Mit der zunehmenden Verbreitung von E-Mobilität wird die Ladeinfrastruktur (Karte der Bundesnetzagentur) immer wichtiger. Deutschlandweit gab es zum 1. März 2024 immerhin 69.002 öffentliche Ladesäulen, Tendenz steigend. Und die können zum Cyberrisiko werden.

Denn Ladesäulen sind oft mit Netzwerken verbunden, um Zahlungen abzuwickeln, Software-Updates durchzuführen oder die Verfügbarkeit zu überwachen. Diese Internetanbindung macht sie jedoch auch anfällig für Cyberangriffe. Hacker könnten Schwachstellen ausnutzen, um Zahlungen abzufangen, Stromabflüsse zu manipulieren oder Ladesäulen unbrauchbar zu machen. Besonders betroffen sind Betreiber, die keine ausreichenden Sicherheitsmaßnahmen implementieren.

Das Problem: Die in der Ladesäule enthaltene Technik speichert zahlreiche Infos und enthält daher die genauen Informationen darüber, welches Fahrzeug mit welcher Fahrgestellnummer sich wann mit welchem Batteriestand verbunden hat. Auch die Kartennummer der Ladekarte wird registriert. Mit dieser Karten-ID kann ein Krimineller per Klongerät unter Zugabe von Blankokarten ganz einfach neue Ladekarten erstellen.

Bedrohung durch Ladesäule

Im Vergleich zu herkömmlichen Benzin- oder Diesel-Zapfsäulen sind Ladesäulen für Elektrofahrzeuge also deutlich technisierter und da sie oft an Netzwerke angeschlossen sind, anfällig für Cyberangriffe. Haben Kriminelle Zugriff auf sensible Daten wie Fahrzeug- und Benutzerinformationen, kann das zu erheblichen Sicherheitsproblemen für Unternehmen führen. Die schwerwiegendsten Bedrohungen sind:

  • Datenmissbrauch: Hacker können Zahlungsdaten abfangen oder manipulieren.
  • Netzwerkmanipulation: Angriffe auf das Netzwerk der Ladesäulen können dazu führen, dass diese aus der Ferne kontrolliert oder deaktiviert werden.
  • Malware-Infektionen: Über Schwachstellen in der Software könnten Hacker Malware einschleusen, die die gesamte Ladeinfrastruktur beeinträchtigt.
  • Denial-of-Service-Attacken (DoS): Diese Art von Angriff könnte dazu führen, dass Ladesäulen für Nutzer nicht verfügbar sind.

Sicherheitsexperten warnen seit Jahren vor unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen bei Ladesäulen und vergleichen sie oft mit offen stehenden Scheunentoren. Nur, dass Scheunentore geöffnet sein dürfen, da hinter ihnen nur Heu lagert und keine sensiblen Daten.

KI-Darstellung von zwei Ladestationen mit Autos und Personen. Bild: ChatGPT/Dall-E

Die Gründe dafür, dass Ladesäulen ein Cyberrisiko darstellen, sind vielfältig. Bild: ChatGPT/Dall-E [Bild mit KI erstellt]

Gründe für das Cyberrisiko Ladesäule

Im Folgenden beleuchten wir die fünf Hauptgründe, warum Ladesäulen ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle darstellen:

  • Physische Zugänglichkeit
    Ladesäulen im öffentlichen Raum sind oft ungeschützt und leicht zugänglich. Viele von ihnen sind nur mit einfachen Schlössern gesichert, die von Angreifern schnell geknackt werden können. Einmal geöffnet, können Hacker auf die interne Technik zugreifen, Ladevorgänge manipulieren oder Daten stehlen.
  • Unsichere Protokolle
    Ältere Versionen des Open Charge Point Protocol (OCCP), das zur Kommunikation zwischen Ladesäulen und Backend-Systemen genutzt wird, bieten keine Verschlüsselung. Dies erleichtert es Hackern, Daten abzufangen. Eine Aktualisierung auf neuere Versionen wie OCCP 2.0.1 ist daher entscheidend.
  • Schwache Backend-Sicherheit
    Auch die Systeme, die Daten von Ladesäulen speichern und verarbeiten, sind oft unzureichend gesichert. Ohne regelmäßige Updates und starke Verschlüsselung sind sie anfällig für Cyberangriffe, was zu Datenlecks und finanziellen Schäden führen kann.
  • Unsichere Ladekarten
    Ladekarten sind häufig schlecht gesichert. Wenn nur die Kartennummer zur Authentifizierung genutzt wird, können diese Karten leicht geklont werden. Bessere Verschlüsselungstechnologien sind dringend notwendig, um Betrug zu verhindern.
  • Veraltete Software
    Viele Ladesäulen laufen mit veralteter Software, die Sicherheitslücken aufweist. Ohne regelmäßige Updates sind diese Systeme ein leichtes Ziel für Angreifer. Betreiber müssen sicherstellen, dass ihre Systeme immer auf dem neuesten Stand sind, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Diese fünf Schwachstellen zeigen, warum Ladesäulen für Cyberkriminelle attraktive Ziele darstellen. Sollten Sie in Ihrer Firma E-Autos benutzen, sollten Sie diese Schwachstellen nach Möglichkeit ausmerzen. Folgende Sicherheitsmaßnahmen bieten sich an.

Sicherheitsmaßnahmen für Ladesäulen

Um die Risiken zu minimieren, sollten Betreiber von Ladesäulen eine Reihe von Schutzmaßnahmen ergreifen. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Software-Updates: Veraltete Software ist eines der größten Einfallstore für Hacker. Regelmäßige Updates und Patches schließen bekannte Sicherheitslücken.
  • Verschlüsselung von Daten: Besonders bei der Übertragung sensibler Zahlungsdaten ist eine starke Verschlüsselung unerlässlich.
  • Firewall und Monitoring: Die Überwachung des Netzwerks und die Installation von Firewalls helfen dabei, verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und abzuwehren.

Ihre IT-Dienstleister von PC-SPEZIALIST in Ihrer Nähe sorgen mit zahlreichen IT-Services für Firmen gern dafür, dass Ihre IT-Infrastruktur sicherer wird. Ob Firewall einrichten oder Updates installieren – wir haben die geeigneten Maßnahmen zum Thema IT-Sicherheit für Sie im Portfolio, damit Sie und Ihre sensiblen Daten nicht zum Opfer cyberkrimineller Verbrecher werden.

Auch wer E-Ladesäulen auf seinem Firmengelände betreibt, sollten sich der Risiken bewusst sein. Neben der Absicherung der Infrastruktur ist es wichtig, die Mitarbeiter im Umgang mit potenziellen Cyberbedrohungen zu schulen. Zudem sollten regelmäßige Sicherheitschecks durchgeführt werden, um neue Schwachstellen zu identifizieren.

Cyberrisiko Ladesäule: Auto im öffentlichen Raum mit angeschlossenem Ladekabel. Bild: Pexels/Kindel Media (https://www.pexels.com/de-de/foto/stadt-verkehr-industrie-lade-9799998/)

Die Vorschriften für die Sicherheit beim Laden von E-Autos hinken dem Bedarf hinterher. Bild: Pexels/Kindel Media

Cyberrisiko Ladesäule minimieren

Zertifizierungen wie ISO/IEC 27001 bieten einen Rahmen für Informationssicherheits-Managementsysteme und helfen, die Cybersicherheit von Ladesäulen zu erhöhen. Betreiber sollten darauf achten, dass ihre Systeme solche Standards erfüllen, um das Risiko von Cyberangriffen zu verringern.

Allerding hinkt die Gesetzgebung zurzeit noch deutlich hinterher: Im Gegensatz zu Branchen wie Banken, Finanzdienstleistungen oder E-Commerce befindet sich die Ladeindustrie noch in einer frühen Phase der Regulierung. Vorschriften und Standards – wie ISO 15118 und SAE J3061 – definieren lediglich empfohlene Sicherheitsmaßnahmen, die Ladeanbieter zum Schutz ihrer Systeme und Kundendaten ergreifen sollten.

Verbindlichen Anforderungen oder Mechanismen zur Durchsetzung, die den Einsatz bestimmter Cybersicherheits-Tools sicherstellen, gibt es bislang nicht. Solange das der Fall ist, wird die Bedrohung durch Cyberangriffe mit fortschreitender Digitalisierung und dem Ausbau der E-Mobilität weiter wachsen.

Es ist daher wichtig, dass Betreiber von Ladesäulen frühzeitig in sichere Systeme investieren und sich kontinuierlich über neue Sicherheitsentwicklungen informieren. PC-SPEZIALIST unterstützt Sie dabei, Ihre Systeme vor Cyberangriffen zu schützen.

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Quellen: Statista, Tagesschau, Tagesschau, Statista, security-insider, springerprofessional, swisscybersecurity, Pexels/Maik Poblocki (Headerbild)

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