Vermutlich möchte keine Firma die nächste sein, die in der Presse genannt wird, weil ein großangelegter Angriff die IT lahm gelegt hat und Hacker wichtige Firmeninterna erbeutet haben. Wie gut Ihre IT aufgestellt ist, lässt sich mit einem Reifegradmodell objektiv beurteilen.
Was ein Reifegradmodell genau ist und welche unterschiedlichen Modelle es gibt, erfahren Sie bei uns.
Unser Beitrag über das Reifegradmodell im Überblick:
Reifegradmodell – eine Erklärung
Ein Reifegrad beschreibt die Reife eines Betrachtungsfeldes. Und zwar mit hinsichtlich einer bestimmten Methode oder eines Handlungs- bzw. Führungsmodells. Durch ein unterschiedliches Maß an Übereinstimmung zwischen definierten Kriterien und einem Erfüllungsgrad der Kriterien ergeben sich verschiedene Grade an Reife. Die Betrachtungsfelder können variieren.
Das Reifegradmodell für die IT ist ein grundlegendes Konzept, das verwendet wird, um den Entwicklungsstand einer Firma oder einer Organisation im Bereich der Informationstechnologie (IT) zu bewerten. Der englische Begriff für Reifegradmodell lautet „Level of Maturity Model“ oder kurz „Maturity Model“. Im IT-Sicherheitsumfeld werden die Modelle als „Cyber Security Maturity Models“ bezeichnet.
Ziel eines solches Modell ist es, IT-Prozesse zu bewerten und kontinuierlich zu verbessern. Es hilft, die Qualität, Effizienz und Zuverlässigkeit der IT-Dienstleistungen zu steigern und die Organisation für die Herausforderungen der digitalen Welt zu rüsten. Somit ist das Reifegradmodell für die IT ein wesentlicher Bestandteil für die erfolgreiche digitale Transformation.

IT-Prozesse lassen sich kontinuierlich verbessern – ein Reifegradmodell unterstützt dabei. Bild: ©Seventyfour/stock.adobe.com
Prozesse etablieren, IT-Sicherheit weiterentwickeln
Cyber Security Maturity Models bieten Unternehmen eine Orientierung in Bezug auf die IT-Sicherheit und ermöglichen es, nachhaltige und sichere Prozesse zu etablieren und die Cybersicherheit methodisch weiterzuentwickeln. Oftmals enthalten die verschiedene Reifegradmodelle Richtlinien, Anforderungen und Sammlungen von Best Practices, mit denen Unternehmen ein definiertes Sicherheitsniveau erreichen können. Je nach Reifegradmodell wird eine bestimmte Anzahl Sicherheitslevel, die von der niedrigsten Sicherheitsstufe bis zur maximalen Sicherheitsstufe reichen, unterschieden.
Im IT-Security-Umfeld gibt es zahlreiche Reifegradmodelle, die von Standardisierungsgremien, staatlichen Institutionen oder privatwirtschaftlichen Unternehmen bereitgestellt werden. Sie sind zum Teil auf bestimmte Branchen zugeschnitten oder beschäftigen sich mit der Sicherheit abgegrenzter IT-Bereiche. Das bekannteste Modell ist das Capability Maturity Model Integration (CMMI). Es umfasst fünf Reifestufen.
Die fünf Reifestufen des CMMI
Das Capability Maturity Model Integration (CMMI) umfasst fünf Reifestufen. Dabei handelt es sich um:
- Initial (Anfangsstufe): In dieser Stufe gibt es keine formalen Prozesse oder Kontrollen. Die IT-Arbeit erfolgt ad hoc und basiert auf individuellem Fachwissen. Es gibt wenig Standardisierung und dokumentierte Verfahren.
- Auf der Stufe Managed (verwaltet) beginnt eine Firma oder Organisation damit, Prozesse und Standards einzuführen. Es gibt eine gewisse Dokumentation, aber weder Einhaltung noch Überwachung sind vollständig etabliert. Das Management setzt Ziele und überwacht die Durchführung der IT-Arbeit.
- Die Stufe Defined (definiert) bedeutet, dass formelle Prozesse und Verfahren entwickelt und dokumentiert werden. Es gibt klare Richtlinien und Standards für die IT-Arbeit. Die Prozesse sind weitgehend stabil und werden von den Mitarbeitern konsequent angewendet. Das Management überwacht und misst die Prozessleistung regelmäßig.
- Quantitatively Managed (quantitativ gesteuert/verwaltet) heißt, dass quantitative Methoden zur Überwachung und Steuerung der Prozesse eingesetzt sowie Messungen und Metriken verwendet werden, um die Prozessleistung zu bewerten und kontinuierliche Verbesserungen voranzutreiben. Die IT-Organisation nutzt Daten, um Prognosen zu erstellen und Risiken zu bewerten.
- Optimizing (optimierend): Auf dieser Stufe strebt die Firma nach kontinuierlicher Verbesserung und Innovation. Es gibt eine Kultur des Lernens und der Anpassung. Die IT identifiziert proaktiv Engpässe und Schwachstellen und führt Maßnahmen zur Optimierung durch. Es werden Best Practices und Erfahrungen ausgetauscht, um die Effizienz und Effektivität der IT-Arbeit weiter zu steigern.
Wichtig ist, dass man das Reifegradmodell für die IT als eine Art Leitfaden versteht. Er dient dazu, die Qualität, Effizienz und Zuverlässigkeit der IT-Dienstleistungen zu steigern und die Organisation insgesamt besser auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten. Denn: Es ermöglicht einer Organisation, den aktuellen Stand ihrer IT-Prozesse zu bewerten und Ziele für die kontinuierliche Verbesserung festzulegen.

Ist Ihre Firmen-IT-vor Hackern sicher? Ein Reifegradmodell klärt auf. Bild: ©Maksim Shmeljov/stock.adobe.com
Weitere Reifegradmodelle
Neben dem Capability Maturity Model Integration (CMMI) gibt es auch andere Reifegradmodelle, die in verschiedenen Branchen und Kontexten verwendet werden. Beispiele sind:
- ISO/IEC 15504 (SPICE – Software Process Improvement and Capability Determination): Dieses Reifegradmodell konzentriert sich auf die Bewertung und Verbesserung der Prozessfähigkeiten in der Softwareentwicklung. Es besteht aus sechs Reifegradstufen, von Level 0 (unbewertet) bis Level 5 (optimiert).
- ITIL (Information Technology Infrastructure Library): ITIL ist ein Framework für das IT-Service-Management. Es definiert bewährte Praktiken und Prozesse zur effektiven Bereitstellung von IT-Services. ITIL verwendet keine expliziten Reifegradstufen, sondern bietet eine umfassende Sammlung von Best Practices.
- COBIT (Control Objectives for Information and Related Technologies): COBIT ist ein Rahmenwerk zur Governance und Kontrolle von IT-Prozessen. Es bietet eine Reihe von Kontrollzielen und bewertet den Reifegrad der IT-Governance anhand von sechs Dimensionen: Bewertung, Kontrolle, Ausrichtung, Leistung, Vertrauen und Risiko.
- SPICE (Software Process Improvement Capability Determination): SPICE ist ein Reifegradmodell, das sich auf die Verbesserung von Softwareprozessen konzentriert. Es basiert auf ISO/IEC 15504 und bewertet die Prozessfähigkeiten anhand von verschiedenen Attributen wie Management, Ressourcen und Produktleistung.
- PMMM (Project Management Maturity Model): Dieses Reifegradmodell bezieht sich speziell auf das Projektmanagement und bewertet die Reife von Projektmanagementprozessen. Es umfasst fünf Reifegradstufen und ermöglicht die kontinuierliche Verbesserung der Projektmanagementpraktiken.
Diese Reifegradmodelle dienen alle dazu, die Leistungsfähigkeit und Effektivität von Prozessen in verschiedenen Bereichen der IT zu bewerten und zu verbessern. Je nach spezifischem Kontext und den Zielen einer Organisation kann ein geeignetes Reifegradmodell ausgewählt und implementiert werden.
BSI und das Reifegradmodell
Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beschreibt das Reifegradmodell. Demnach können Betriebe einen sehr umfassenden Blick auf die Qualität des Informationssicherheitsprozesses mit Hilfe eines Reifegradmodells erhalten.
Damit das gelingt, muss das Informationssicherheitsmanagementsystem (kurz: ISMS, auch: Information Security Management System) über mehrere Jahre hinweg analysiert und bewertet werden. Der Maßstab für die sogenannte Reife des gesamten ISMS oder aber auch von Teilen hiervon ist der Grad der Strukturierung und der systematischen Steuerung des Prozesses. Das BSI definiert die Reifegrade ähnlich dem CMMI:
- Reifegrad 0: Es existiert kein Prozess, es gibt auch keine Planungen hierzu.
- Reifegrad 1: Es gibt Planungen zur Etablierung eines Prozesses, jedoch keine Umsetzungen.
- Reifegrad 2: Teile des Prozesses sind umgesetzt, es fehlt jedoch an systematischer Dokumentation.
- Reifegrad 3: Der Prozess ist vollständig umgesetzt und dokumentiert.
- Reifegrad 4: Der Prozess wird darüber hinaus auch regelmäßig auf Effektivität überprüft.
- Reifegrad 5: Zusätzlich sind Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung vorhanden.
Ziel der Anwendung eines Reifegradmodells ist es zunächst, einen ersten Überblick über den aktuellen Stand der IT-Sicherheit zu verschaffen und darauf folgend die IT-Sicherheit zu verbessern und Risiken für digitale Infrastrukturen zu minimieren. Regelmäßige Analysen zeigen, welche Prozesse unzureichend gesteuert sind. Ist der Reifegrad niedrig, besteht ein besonderer Handlungsbedarf.

Regelmäßige Analysen und eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse sind für die IT-Sicherheit elementar. Bild: zinkevych/stock.adobe.com
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Mit einem Reifegradmodell lassen sich Schwachstellen oder unzureichend gesicherte Bereiche erkennen, beseitigen und absichern. Zudem dient ein Reifegradmodell dazu, sich auf Krisenszenarien vorzubereiten und für eine sichere und robuste IT-Infrastruktur inklusive der zugehörigen Prozesse zu sorgen. Daraus folgt, dass die Anwendung von Reifegradmodellen die allgemeine Sicherheitslage eines Unternehmens verbessert, sodass Cyberkriminelle schlechte Chancen haben, Ihre Firmen-IT anzugreifen und zu kompromittieren.
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Quellen: qz-online, BSI, security-insider, computerwoche
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