Der Glasfaserausbau ist erst seit kurzem in aller Munde. Allerdings schon wieder so lange, dass ihr den richtigen Zeitpunkt für die diesbezüglich wichtigste Frage schon verpasst zu haben scheint. Sie lautet: Was ist Glasfaser eigentlich?
Wir erklären euch, warum die Glasfasertechnik schon ziemlich alt, aber erst seit kurzem richtig Thema ist.
Was ist Glasfaser? – Blick in die Geschichte
Ihr habt den Eindruck, dass es sich bei der Glasfasertechnik um eine noch junge Technologie handelt? Dann habt ihr falsch gedacht. Ein bundesweiter Glasfaserausbau stand schon 1981 auf der Agenda. Damals hatte die sozialliberale Koalition unter Helmut Schmidt den Ausbau des Glasfasernetzes nämlich schon beschlossen. Der Plan war, alte Telefonleitungen durch schnellere Glasfaser zu ersetzen.
Es sollte allerdings anders kommen. Die sozialliberale Koalition zerbrach, ein Misstrauensvotum wurde gestellt und Helmut Kohl wurde kurz darauf, im Oktober 1982, zum neuen Kanzler gewählt. Ziemlich bald legte er die Pläne für den Glasfaserausbau auf Eis – ihm war es wichtiger, in das TV-Kabelnetz zu investieren.
Das alles hat die WirtschaftsWoche Anfang 2018 herausgefunden und publik gemacht. Und damit ist wohl auch klar: In gewisser Weise ist es dem bereits verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl zu verdanken, dass Deutschland heute noch immer den traurigen Status als Glasfaser-Entwicklungsland einnimmt.

Im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern schneidet Deutschland schlecht ab. Quelle: Statista / OECD
Glasfaserausbau in Deutschland – Stand der Dinge
Um den Glasfaserausbau in Deutschland ist es nicht so gut bestellt. Das verrät uns eine Statistik, die erst kürzlich veröffentlicht wurde. Sie zeigt den Glasfaseranteil an Festnetz-Breitbandanschlüssen in OECD-Ländern. Zur Erinnerung: OECD steht für Organisation for Economic Cooperation and Development oder auf Deutsch Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Aktuell gehören 36 Industrienationen aus Nord- und Südamerika, Europa und Asien zu dem Zusammenschluss.
Aus der Statistik wird ersichtlich, dass der Glasfaseranteil in Deutschland im Dezember 2018 bei gerade einmal 3,2 Prozent lag. Wie mager dieser Wert ist, wird durch den Blick auf die Partnerländer deutlich. Spitzenreiter ist Südkorea mit 80,4 Prozent Glaserfaseranteil, gefolgt von Schweden (66,9 Prozent) und Spanien (57,7 Prozent). Noch schlechter als Deutschland schnitten nur Österreich (2,5 Prozent) und das United Kingdom (1,9 Prozent) ab.
Noch eine interessante Zahl: Der Anteil von Glasfaser an Festnetz-Breitbandanschlüssen liegt im OECD-Durchschnitt bei 30,3 Prozent – also bei zehnmal mehr als in der Bundesrepublik.
Was ist Glasfaser? – Definition
Aber was ist Glasfaser denn nun genau? Grundsätzlich: Glasfasern werden dazu genutzt, um eine Verbindung mit dem Internet herzustellen, ähnlich wie es bei DSL, VDSL und Kabel der Fall ist. Allerdings soll die Glasfasertechnik deutlich besser sein als ihre Konkurrenz-Technologien.
Es handelt sich bei Glasfasern, wie der Name vermuten lässt, um sehr dünne Fasern aus Glas. Sie sind wenig dicker als ein Haar und extrem leistungsstark. Mit hoher Geschwindigkeit können sie Lichtteilchen, auch als Photonen bekannt, über große Entfernungen hinweg übertragen. Dabei werden Daten von elektrischen in optische Signale verwandelt, an einem Ende der Glasfaser als Leucht- oder Laserdioden eingespeist und nach der Übertragung am anderen Ende wieder in elektrische Signale verwandelt.
Bildlich gesprochen könnte man also festhalten: Glasfasern machen das Internet so schnell wie das Licht.
Glasfaser, DSL, VDSL und Kabel im Vergleich
DSL-Verbindungen nutzen kupferbasierte Leitungen, wobei Elektronen den Transport der Informationen übernehmen. Bei VDSL wiederum wird bis zum Verteilerkasten das Glasfasernetz und von dort bis ins Haus die Kupferleitung genutzt. Das Kabelnetz beruht auf dem ebenfalls aus Kupfer bestehenden Koaxialkabel und versorgt die Haushalte klassischerweise mit Kabelfernsehen, kann aber auch Internet bereitstellen. Mittlerweile wird auch hier bis zum Verteilerkasten häufig das Glasfasernetz genutzt und erst dort auf das Koaxialkabel umgestiegen.
Es ist eindeutig absehbar: Die Mengen an Daten, die täglich durchs Netz geschickt werden, nehmen immer weiter zu. DSL mit den leistungsbeschränkten Kupferleitungen wird dabei mehr und mehr an seine Grenzen stoßen. Und auch VDSL ist nur eine Übergangslösung, denn mit dem Wechsel auf die alte Kupferleitung nimmt die Leistung mit zunehmender Entfernung eines Hauses ab.
Die Glasfasertechnik gilt deshalb als zukunftsfähigste Technologie. Einzig das Kabelnetz kann ansatzweise mithalten und Gigabittempo liefern – wie in der Grafik zu sehen.

Wann war die Internetverbindung mit welcher Technik wie schnell? Die Grafik verrät es euch. Quelle: DSLWEB
Glasfaser – Technologie der Zukunft
Die Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser ist in ganz Deutschland unterwegs, um Privathaushalte und Unternehmen auch in ländlichen Regionen mit Glasfaser zu vernetzen. Auf ihrer Internetseite stellt sie die Vorzüge von Glasfaser heraus. Die da wären:
- riesige Datenmengen in rasendem Tempo down- und uploaden
- Filme in HD ruckelfrei anschauen
- mehrere Dienste, Anwendungen und Kommunikationskanäle störungsfrei ohne Verzögerung gleichzeitig nutzen
- unbegrenzte Leistungsfähigkeit sogar in Terrabit-Geschwindigkeit möglich
- garantierte Geschwindigkeiten
Das klingt für all diejenigen, denen super schnelles Internet wichtig ist, auf jeden Fall vielversprechend.
FTTH vs. FTTB
Fiber to the Home (FTTH) oder Fiber to the Building (FTTB) – lautet dabei die Zauberformel. Zwischen diesen beiden Begriffen gibt es aber noch einmal einen Unterschied:
- Fiber to the Building bedeutet, dass die Glasfasern bis zu einem Übergabepunkt eines Gebäudes verlegt werden, zum Beispiel dem Technikraum im Keller. Von dort aus verteilen sich die Signale über die vorhandenen, leistungsmindernden Kupferkabel in die einzelnen Wohnungen.
- Fibre to the Home geht noch etwas weiter, denn hier wird das Kupferkabel in die einzelnen Wohnungen ebenfalls durch Glasfaser ersetzt. Internet, Fernsehen, Telefon – alles läuft dann über Glasfaser.
Angestrebt wird die FTTH-Lösung. Die Deutsche Glasfaser spricht dabei vom Projekt „Home 4.0“.
Glasfaser-Ausbau nimmt endlich Fahrt auf
Aktuell scheint der Glasfaser-Ausbau endlich an Fahrt aufzunehmen. Laut der Gigabit-Studie des VATM (Verband für Telekommunikation und Mehrwertdienste) gibt es schon jetzt 15,2 Millionen Gigabit-fähige Anschlüsse, entweder über Glasfaser oder Kabelfernsehen. Das entspricht rund einem Drittel der Haushalte. Trotzdem: Auch das Kabelnetz könnte ohne das Glasfasernetz bis zum Verteiler nie solche Geschwindigkeiten realisieren, sodass die Zukunft eindeutig in der Glasfaser zu sehen ist.
Allerdings ist die Glasfaser-Verfügbarkeit nicht überall gegeben und das Glasfaserkabel verlegen ein eher langfristiges Unterfangen. Deshalb ist es kurzfristig sicherlich sinnvoll, in Sachen Gigabit-Bereitstellung auf eine Koexistenz von Glasfaser- und Kabelnetz zu setzen. Vodafone macht sich spätestens seit der Übernahme von Unitymedia eine Kombination zunutze und spricht hier vom Kabel-Glasfasernetz. Telekom Deutschland strebt dagegen – ähnlich wie die Deutsche Glasfaser – das FTTH-Ideal an.
Weitere Glasfaser-Anbieter sind zum Beispiel 1&1 (allerdings nur für Business-Kunden), EWE und M-net. Vermutlich werden O2 und weitere regionale Anbieter noch folgen.

Eine Grafik der Deutschen Glasfaser stellt Kupfernetz (oben) und Glasfasernetz (unten) gegenüber.
Bild: Deutsche Glasfaser
Bester WLAN-Empfang im ganzen Haus
Gehört ihr zu denjenigen, die bereits bis in die eigenen vier Wände an das Glasfasernetz angeschlossen sind? Oder habt ihr das Pech, dass die Glasfaser-Verfügbarkeit in eurer Gegend noch nicht hergestellt ist? Was haltet ihr überhaupt von dieser Technologie? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.
Es ist natürlich schön und gut, wenn die Anbieter euch die Internetverbindung zur Verfügung stellen. Aber wie sieht es mit der WLAN-Verteilung innerhalb eurer Wohnung aus? Wenn ihr in Bezug auf die WLAN-Einrichtung nicht zu den Experten gehört und ihr in manchen Räumen im Schneckentempo surft, ist der PC-SPEZIALIST in eurer Nähe übrigens genau der richtige Ansprechpartner.
Nehmt einfach Kontakt auf, der Fachmann übernimmt dann gern die WLAN-Einrichtung für euch.
Interessantger Artikel.
Könten noch vergleichende Kostenaspekte für den Enverbraucher drangehängt werden?
W. Breipohl
Hallo Herr Breipohl,
vielen Dank für Ihr Feedback und den konstruktiven Wunsch nach einer sinnvollen Ergänzung! Wir werden das Thema prüfen und den Artikel ggf. anpassen.
Viele Grüße
Ihr PC-SPEZIALIST-Team
Und die Erfindung geht bereits 15 Jahre früher – 1966 – auf den deutschen Erfinder Prof. Manfred Börner zurück, der damals weltweit das 1. Patent für die optische Nachrichtenübertragung erwarb.
Hallo Ditte!
Vielen Dank für diese Info, die unseren Beitrag sinnvoll ergänzt!
Viele Grüße
Ihr PC-SPEZIALIST-Team