Diese Zahl macht schwindelig: Junge Schuldner stehen bei Telefonanbietern mit durchschnittlich 1573 Euro in der Kreide. Das hat das Statistische Bundesamt jetzt bekannt gegeben. Sind Handy und Co. damit eine Schuldenfalle?
Was es mit dem Schuldenberg auf sich hat und welche Konsequenzen drohen, erfahrt ihr bei uns.
Junge Erwachsene in der Schuldenfalle
Finanziell zum ersten Mal auf eigenen Beinen zu stehen, ist für viele junge Erwachsene erst einmal ungewohnt. Flattert zum ersten Mal ein Azubi-Gehalt auf das Konto, ist die Versuchung groß, die ungewohnt hohe Summe gleich auszugeben. Hier wird ein Handyvertrag abgeschlossen, dort ein neuer Fernseher auf Pump gekauft und eigentlich müsste dringend ein neuer Laptop her. Da kann man den Überblick über die Gesamtausgaben leicht aus den Augen verlieren.
„Viele Jugendliche haben ein Problem, mit ihrem Geld zu haushalten. Die meisten kommen zu uns, weil sie Miet- und Energieschulden haben oder die Rechnungen ihres Telefon- und Handyanbieters nicht mehr bezahlen können“, berichtet Dorothée Bünner von der Caritas Berlin. Jetzt hat das Statistische Bundesamt untersucht, was die Auslöser von Überschuldung sind – sowohl bei jungen Leuten als auch bei älteren Generationen.

Kein Geld in der Tasche? Viele junge Erwachsene stecken in der Schuldenfalle. Bild: www.pixabay.com/1820796
Was verraten die Zahlen?
Für die in einer Pressemitteilung veröffentlichte Überschuldungsstatistik wurden die Angaben von 559 der insgesamt 1450 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland ausgewertet. 136.000 Personen steuerten dazu freiwillig ihre Daten bei. Dabei kam heraus: Knapp zwei Drittel der unter 25-Jährigen, die im Jahr 2018 eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchten, waren bei Telekommunikationsanbietern verschuldet.
Zur Einordnung: Die jungen Erwachsenen waren durchschnittlich mit 8.849 Euro verschuldet. Dabei entfielen 1.573 Euro auf Schulden bei Telekommunikationsunternehmen – das entspricht etwa einen Sechstel der Gesamtschulden. Wenn ihr selbst ein Auto finanziert oder sogar einen Hauskredit abzahlt, mag euch das nicht viel erscheinen. Allerdings: Das durchschnittliche Nettoeinkommen der jungen Schuldner liegt bei 777 Euro. Das heißt, dass sie zwei Monate lang auf jegliches Einkommen verzichten müssten, um lediglich die Ausstände beim Telefonanbieter zu tilgen.
Die Statistik verrät auch: Später sind Schulden für Handy und Co. eher weniger ein Thema. Unter den Schuldnern über 65 Jahren waren nur 25 Prozent bei Telefonanbietern verschuldet. Gerechnet auf alle Teilnehmer der Auswertung waren es knapp 50 Prozent.
In die Schuldenfalle getreten – na und?!
Wer jetzt denkt, dass die jungen Leute nach der abgeschlossenen Ausbildung oder nach dem Studium noch genügend Zeit haben, die Schulden wieder zu begleichen, der macht es sich ein bisschen zu einfach. Die Beratungsstelle der Caritas warnt: Sobald junge Erwachsene ein Bankkonto haben, sind sie auch bei der Schufa gelistet. Und wenn der Kontoinhaber den Handyvertrag nicht zahlen konnte, hat das einen negativen Schufa-Eintrag zur Folge.
Unter Umständen können daraus schwerwiegende Folgen entstehen. Vermieter wie auch Kreditgeber prüfen zum Beispiel, ob potenzielle Mieter oder Autokäufer finanziell die entstehenden Kosten auch zahlen können – und ob sie bei der Schufa schon einmal negativ aufgefallen sind. Das kann im schlimmsten Fall bedeuten, dass die Wohnung an einen anderen Bewerber geht oder der Kauf eines Autos nicht über die Bühne geht.
Aber auf das neueste Smartphone oder den teureren Vertrag mit dem besten Datenvolumen verzichten? Das ist für die meisten jungen Leute wohl auch keine Alternative. Sie sind schließlich mit Handys groß geworden. Heute besitzen 99 Prozent der Mädchen zwischen 12 und 19 Jahren ein Handy, bei den Jungen sind es 97 Prozent. Das geht aus den Grunddaten Jugend und Medien 2019 hervor.
Wege aus der Verschuldung
Die Caritas Jugendsozialarbeit (CJS) setzt sich einerseits dafür ein, dass es erst gar nicht zu Verschuldung bei jungen Erwachsenen kommt, und unterstützt sie andererseits bei ihrem Weg aus der Schuldenfalle, sollten sie doch hineingetappt sein. Also: Was kann getan werden, damit sich junge Menschen nicht verschulden?
Inge Mette von der Caritas Jugendsozialarbeit (CJS) in Hannover sieht hier zuerst die Eltern in der Pflicht. Bei Spiegel Online wird sie zitiert: „In unseren Schulprojekten stellen wir immer wieder fest, dass viele Kinder ihr Taschengeld auf Zuruf bekommen: 20 Euro hier, 50 Euro dort. Wie sollen sie so planen und verzichten lernen?“ Eltern sollten das Bewusstsein für Ausgaben und Einnahmen stärken – und damit am besten schon im Kindergartenalter mit Hilfe von Kaufmannsladen und Co. anfangen.
Junge Erwachsene, die schon in der Schuldenfalle stecken, erhalten Hilfe bei den Schuldnerberatungsstellen. Zuerst wird eine Bestandsaufnahme über die Verschuldung gemacht, dann wird nach Lösungen gesucht, so heißt es bei der Caritas. Dabei gilt: Je früher sie mit ihren Problemen Beratung suchen, desto besser. Auch online gibt die Caritas unter dem Stichwort „Finanzcoaching für junge Leute“ Tipps und praktische Informationen, wie man Schulden vermeiden, vorhandene Schulden abbauen und künftig ohne Geldprobleme leben kann.

Verschiedene Apps helfen, die Finanzen im Blick zu haben und nicht in die Schuldenfalle zu treten; Ausgaben Manager Tracker, Haushaltsbuch Money Manager und SayMoney Haushaltsbuch (von links nach rechts). Bild: Screenshots / Montage: PC-SPEZIALIST
Digitale Hilfsmittel gegen die Schuldenfalle
Wenn das Handy schon so eine große Rolle im Leben der Jugend spielt, warum nicht für etwas Sinnvolles nutzen? Es gibt zahlreiche kostenlose Haushaltsbuch-Apps, mit denen die Finanzen jederzeit im Blick bleiben, darunter zum Beispiel Ausgaben Manager Tracker (Android / Apple) Haushaltsbuch Money Manager (Android / Apple) oder SayMoney Haushaltsbuch (Android / Apple).
Benutzt ihr auch schon so eine App? Oder habt ihr eure Finanzen auch ohne Hilfsmittel genau im Blick? Verratet es uns in den Kommentaren. Solltet ihr so eine App ausprobieren wollen, aber Probleme mit der Installation haben, hilft euch euer PC-SPEZIALIST vor Ort gern weiter.
LOL ich bin’s Tiere